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Teil II: Wenn Kreislaufwirtschaft mehr ist als ein Prinzip


23.7.2025

11
 Minuten Lesezeit
🌍 Ein Prinzip wird Strategie‍

Wer raus aus der Tonne will – wie wir in Teil I unserer Reihe betont haben – muss nicht besser entsorgen, sondern grundlegend anders gestalten. Das fängt beim Produkt an, geht über Materialwahl, Nutzung und Rücknahme hinaus – und landet zwangsläufig bei der Frage: Wie tief verankern wir die Prinzipien der Circular Economy in unserem Unternehmen?

Genau darum geht es in diesem Beitrag. Denn Kreislaufwirtschaft ist kein Zusatz, sie verändert die Art, wie wir wirtschaften. Und sie wird erst dann wirksam, wenn sie vom Einzelprojekt zur unternehmerischen Haltung wird. Die Entscheidung dafür fällt auf Geschäftsführungsebene, doch ihre Wirkung entfaltet sie nur, wenn sie sich durch alle Ebenen zieht: in Teams, in Prozesse, in Entscheidungen. Was das konkret bedeutet und wie der Einstieg gelingt, schauen wir uns jetzt an. Genau dann zeigt sich, ob Kreislaufwirtschaft bloß ein Prinzip bleibt oder zur echten Strategie wird.

♻️ Kreislaufwirtschaft kann nicht einfach delegiert werden

‍Wer Kreislaufwirtschaft im Unternehmen wirklich verankern will, muss mehr tun als neue Begriffe ins Mission Statement zu schreiben. Es reicht auch nicht,  im Nachhaltigkeitsbericht zu reservieren und dann zur Tagesordnung überzugehen. Die Integration zirkulärer Prinzipien betrifft die Kernlogik eines Unternehmens und braucht eine bewusste Entscheidung: auf strategischer Ebene und mit offenem Blick nach innen.

Diesen Anstoß muss die Geschäftsführung geben. Aber echte Transformation ist kein Solo. Sie gelingt nur, wenn die Perspektiven aus Entwicklung, Betrieb, Einkauf, Marketing, Personal und Kundenkontakt zusammenkommen. Klingt nach einem Kraftakt? Ist es auch – aber einer, der sich mehrfach auszahlt.

💼 Vom Ziel zur Umsetzung: Kreislauf braucht einen strategischen Platz

‍Kreislaufwirtschaft ist kein Leuchtturmprojekt für die Innovationsabteilung. Sie sollte dort verankert sein, wo strategische Entscheidungen getroffen werden: im Geschäftsmodell, in der Produktentwicklung, in der Finanzierung, in der Kommunikation. Dazu braucht es zunächst Klarheit: Warum wollen wir zirkulär wirtschaften? Geht es um regulatorische Anforderungen, Ressourcensicherung, Kundenanforderungen oder schlicht darum, zukunftsfähig zu bleiben? Diese Motivation sollte nicht nur im Vorstandskreis definiert, sondern im Unternehmen geteilt werden. Denn: Nur wer weiß, warum etwas getan wird, kann es sinnvoll tun.

Die operative Umsetzung beginnt nicht mit einem Nachhaltigkeits-Workshop, sondern mit konkreten Fragen: Wie lange halten unsere Produkte? Können wir sie modular gestalten? Welche Materialien verwenden wir und warum? Wie sieht unser Rücknahmeprozess aus? Welche internen Prozesse stehen zirkulären Lösungen bisher im Weg?

Geradebei kleinen und mittleren Unternehmen kann es sinnvoll sein, pragmatisch vorzugehen: Ein Produkt, ein Prozess oder ein Geschäftsbereich als Testfeld, nicht perfekt, aber mutig gedacht. Entscheidend ist, dass aus dem Test eine Lernkurve entsteht: Was funktioniert? Wo hakt es? Was lernen wir für die Skalierung?

💬 Interne Transformation: Kreislauf ist Teamarbeit

‍Selbst wenn die strategische Richtung klar ist, die Umsetzung passiert immer im Team. Und hier zeigt sich, wie tief die Idee von Circular Economy tatsächlich verankert werden kann. Es braucht Menschen, die mitdenken, hinterfragen und mitgestalten. Die besten Lösungen entstehen nicht allein in der Innovationsabteilung, sondern an den Schnittstellen.

Ein:e Produktionsmitarbeiter:in erkennt vielleicht, dass ein bestimmtes Bauteil durch eine andere Befestigung leichter austauschbar wäre. Ein:e Vertriebsmitarbeiter:in bringt das Feedback, dass Kund:innen Produkte eigentlich lieber leasen würden. Ein:e Einkäufer:in merkt, dass es Lieferanten gibt, die Rücknahme garantieren. Solche Alltagsbeobachtungen sind Gold wert, wenn sie gehört und systematisch weitergedacht werden.

Das bedeutet: Kreislaufwirtschaft muss als gemeinsame Gestaltungsaufgabe verstanden werden. Interne Weiterbildungen, Lernformate oder Innovationsworkshops helfen, ein gemeinsames Verständnis zu entwickeln. Wer Mitarbeitende als Mitgestalter:innen versteht – nicht nur als Ausführende –, erhöht nicht nur die Qualität der Lösungen, sondern auch die Geschwindigkeit der Umsetzung.

📦 Geschäftsmodelle neu denken: Umsatz ohne Verschleiß

‍Zirkuläre Geschäftsmodelle zählen zu den kraftvollsten Hebeln der Circular Economy vor allem, weil sie bestehende Wertschöpfung neu definieren. Statt Umsatz nur durch Neuproduktion und -verkauf zu erzielen, setzen sie auf Nutzung, Wiederverwendung, Langlebigkeit und Rückführung. Das schafft nicht nur ökologische Vorteile, sondern oft auch wirtschaftliche Resilienz.

Ein klassisches Beispiel ist „Product-as-a-Service“ – also das Angebot von Produkten im Abo- oder Mietmodell. Hier zahlen Kund:innen für das Ergebnis, nicht für den Besitz. Der Hersteller bleibt Eigentümer und hat dadurch ein direktes Interesse an Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Wiederverwendung. Ersatzteilmanagement, Second-Use-Märkte oder standardisierte Wartung lassen sich gut skalieren und bieten kontinuierliche Erlöse statt Einmalumsatz.

Auch im Dienstleistungssektor lassen sich solche Logiken anwenden: Ein IT-Dienstleister etwa könnte nicht nur Hardware verkaufen, sondern ein skalierbares Systemanbieten – mit Leasing, Wartung, Rücknahme und datengetriebener Performance-Optimierung aus einer Hand. So entsteht nicht nur ein ökologischer Vorteil durch längere Nutzung – sondern auch ein wirtschaftlicher durchplanbare Kundenbindung.

Digitale Technologien eröffnen darüber hinaus neue Plattform-Modelle: Statt Produkte in Einzelverwendung anzubieten, können Unternehmen Zugänge bündeln und gemeinschaftlich nutzbar machen. Denkbar ist etwa ein regionales Sharing-System für spezialisierte Geräte in der Produktion, bei dem mehrere Betriebe Zugriff auf selten benötigte Maschinen erhalten – inklusive Wartung, Logistik und Steuerung über ein zentrales System.

Auch Beratungs- oder Bildungsangebote lassen sich zirkulär denken: Nach dem Prinzip „Knowledge-as-a-Service“ können Schulungen, Tools oder Materialien kontinuierlich aktualisiert, modular angeboten und wieder verwendbar lizenziert werden. Das senkt den Ressourcenverbrauch und macht Leistungen skalierbar.

Der Unterschied zu klassischen Geschäftsmodellen liegt oft nicht in der Technologie sondern im Denken: Kreislauffähigkeit wird zum Bestandteil des wirtschaftlichen Handelns, nicht zur Nebenbedingung. Unternehmen, die diesen Weg gehen, gestalten nicht nur nachhaltiger – sie bauen sich resilientere Geschäftsgrundlagen für die Zukunft.

💡 Von der Idee zur Entscheidung: Integration ist eine Frage der Haltung

‍Zirkulär wirtschaften heißt auch: Verantwortung übernehmen – von Anfang an. Nicht erst am Ende eines Produktlebenszyklus, wenn Entsorgungskosten entstehen, sondern schon bei Design, Materialwahl und Vertrieb. Diese Verantwortung kann nicht ausgelagert werden. Sie beginnt mit einer Haltung: Sind wir bereit, bestehende Routinen zu hinterfragen? Wollen wir wirklich neu denken?

Viele Unternehmen sind überrascht, wie viel Potenzial in dieser Frage steckt – und wie viel Innovationskraft entsteht, wenn Kreislaufwirtschaft nicht als Pflichtaufgabe, sondern als Gestaltungschance verstanden wird.

🎯 Fazit: Wenn Kreislaufwirtschaft mehr ist als ein Prinzip

‍Der Weg zur wirksamen Integration beginnt mit einer ehrlichen Bestandsaufnahme und der Bereitschaft, systemisch zu denken. Wer Verantwortung über das eigene Produktleben hinaus übernimmt, gewinnt Klarheit, Handlungsspielraum – und oft auch wirtschaftliche Vorteile.

Wenn Kreislaufwirtschaft mehr ist als ein Prinzip, entsteht ein echter Wandel: weg von der Einbahnstraße, hin zu einer Wirtschaft, die Ressourcen nicht nur nutzt, sondern zirkulieren lässt. Und genau damit fängt zukunftsfähiges Wirtschaften an.

🔜 Ausblick: Weiter vorne ansetzen – Teil III kommt bald

‍Im dritten Teil unserer Serie gehen wir noch einen Schritt weiter zurück: dorthin, wo alles beginnt – zum Produktdesign. Wir zeigen, warum gute Gestaltung über Müll entscheidet, wie Modularität, Reparierbarkeit und Materialwahl Kreislaufwirtschaft möglich machen und was Unternehmen von Kreislaufpionieren lernen können. Bleib also dran und denk mit uns weiter im Kreis.

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