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Teil IV: Transparenz statt Tonne – Wie Daten Kreisläufe sichtbar machen


14.8.2025

9
 Minuten Lesezeit

Die Kreislaufwirtschaft lebt von Ideen, Strategien und mutigen Innovationen – aber sie steht und fällt mit einer Frage: Können wir eigentlich sehen, ob wir im Kreis arbeiten?
Ohne Sichtbarkeit wird selbst die ambitionierteste Kreislaufstrategie zum Blindflug. Wer nicht weiß, wo Materialien herkommen, wie lange sie genutzt werden und wohin sie danach gehen, kann den Kreislauf nicht steuern. In den ersten drei Teilen dieser Reihe haben wir den Ausstieg aus der Wegwerfmentalität, die strategische Verankerung und die Bedeutung von Design beleuchtet. Jetzt geht es um den Faktor, der all das erst handlungsfähig macht: Daten.

📊 Daten sind der Kompass

In einer linearen Welt reicht es, Produkte zu verkaufen und den Rest dem Markt oder der Entsorgung zu überlassen. In einer zirkulären Welt dagegen endet die Verantwortung nicht an der Werkstür. Man muss wissen, wie sich Materialien bewegen, wie lange sie im Umlauf bleiben, und wie sich Prozesse verändern, wenn man Kreisläufe optimiert. Daten werden so zum Kompass, der den Weg weist und sie sind gleichzeitig das Navigationsgerät, das in Echtzeit zeigt, wo man steht.

Das beginnt mit einem klaren Bild des Ist-Zustands. Welche Rohstoffe fließen ein, woher stammen sie und wie hoch ist ihr Anteil an recycelten oder erneuerbaren Quellen? Wie lange sind Produkte durchschnittlich im Einsatz? In welchen Märkten landen sie? Diese Fragen klingen trivial, sind aber oft erstaunlich schwer zu beantworten – vor allem für KMU, die mit komplexen Lieferketten und begrenzten Ressourcen arbeiten. Genau hier liegt die Chance: Wer Transparenz schafft, hat nicht nur ein besseres Gewissen, sondern echte Steuerungsfähigkeit.

🔍 Vom Messen zum Managen

Daten allein schaffen noch keinen Kreislauf – sie müssen in handfeste Entscheidungen übersetzt werden. Das erfordert die Definition geeigneter Kennzahlen, die nicht nur den Status dokumentieren, sondern strategische Impulse geben.
Ein Beispiel: Die Material Circularity misst nicht nur, wie hoch der Anteil an recycelten Materialien ist, sondern auch, wie oft Materialien wiederverwendet werden können, ohne an Qualität zu verlieren. Oder die Nutzungsintensität – sie zeigt, ob ein Produkt wirklich ausgelastet ist oder ob es durch Sharing-Modelle oder längere Lebenszyklen effizienter genutzt werden könnte.

Weitere wichtige Größen sind der Rückführungsgrad – also der Anteil der Produkte, die nach ihrer Nutzung tatsächlich zurück ins System gelangen – sowie die Wiederaufbereitungsquote, die Auskunft gibt, wie viele Teile in neuwertigen Zustand versetzt werden. Auch der CO₂- und Ressourcen-Fußabdruck pro Nutzungseinheit kann wertvoll sein, um die ökologische Wirkung zirkulärer Maßnahmen sichtbar zu machen.

Das Ziel ist nicht, möglichst viele Zahlen zu sammeln, sondern die richtigen: Kennzahlen, die in direkten Bezug zu den Unternehmenszielen stehen, lassen sich nicht nur intern nutzen, sondern auch in der Kommunikation mit Kund:innen, Partner:innen und Investor:innen einsetzen.

🛠️ Werkzeuge für Transparenz – auch für KMU erreichbar

Technologien, die vor wenigen Jahren noch nach Konzernspielwiese klangen, sind heute vielfach standardisiert und skalierbar. Digitale Produktpässe etwa fassen Informationen zu Herkunft, Materialzusammensetzung, Reparaturfähigkeit und Recyclingoptionen zusammen. Sie können als QR-Code am Produkt angebracht werden und so sowohl für Endkund:innen als auch für nachgelagerte Verwertungsprozesse Mehrwert bieten.

Sensorik ermöglicht es, die Nutzung von Maschinen oder Geräten zu verfolgen und so fundiert zu entscheiden, ob eine Reparatur, ein Upgrade oder ein Austausch sinnvoll ist. Blockchain-Systeme sichern Datenentlang der Lieferkette fälschungssicher ab und schaffen Vertrauen zwischen Partner:innen, die ihre Produktions- und Materialinformationen teilen.

Für KMU ist entscheidend, nicht alles auf einmal umzusetzen, sondern Pilotprojekte zu starten: eine Materialkategorie, eine Produktlinie, ein spezifischer Prozess. Die gewonnenen Daten können dann Schritt für Schritt auf weitere Bereiche ausgerollt werden.

🤝 Transparenz braucht Zusammenarbeit

Kreisläufe enden selten im eigenen Haus. Lieferanten müssen Herkunft und Eigenschaften ihrer Materialien offenlegen, Kund:innen müssen wissen, wie sie Produkte zurückgeben oder weitergeben können, und Entsorger:innen müssen Informationen haben, um Materialien hochwertig zu trennen und wiederzuverwenden. Transparenz ist deshalb nicht nur eine technische, sondern auch eine kulturelle Frage: Man muss bereit sein, Daten zuteilen, gemeinsam Standards zu definieren und Verantwortung über Unternehmensgrenzen hinweg zu übernehmen.

Gerade für KMU kann dies ein Wettbewerbsvorteil sein – denn wer glaubhaft zeigt, dass seine Kreisläufe messbar funktionieren, verschafft sich in Ausschreibungen, Kundenbeziehungen und Investorengesprächen eine starke Position.

🚀 Fazit – Sichtbarkeit als Hebel für Wandel

Mit diesem letzten Teil unserer Reihe schließen wir den Kreis: Vom Bewusstsein für den Ressourcenverbrauch (Teil I) über die strategische Verankerung (Teil II) und die entscheidende Rolle des Designs (Teil III) bis hin zur Sichtbarkeit der eigenen Wirkung.

Die Botschaft ist klar: Daten sind kein lästiger Zusatz, sie sind der Hebel, mit dem sich Kreisläufe gestalten, optimieren und beweisen lassen. Wer es schafft, Kreislaufwirtschaft messbar zu machen, wird nicht nur ökologisch resilienter, sondern auch wirtschaftlich zukunftsfähig.

Der Weg beginnt mit einer simplen Frage: Weißt du, wie dein Kreislauf wirklich aussieht? Wenn ja – großartig. Wenn nein – wird es Zeit, den Blick in die Tonne gegen den Blick in den Kreislauf zu tauschen.

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